Axel Springer wird 100 und Tilmann Jens hat ihm mit seinem
Buch „Axel Cäsar Springer – Ein deutsches Feindbild“ erneut eine Biographie
gewidmet.
Der zweite Weltkrieg ist vorbei. Der junge Axel Cäsar
Springer bewirbt sich bei dem britischen
Gouverneur, um die lang ersehnte Drucklizenz zu bekommen. Nachdem der
Gouverneur allerdings mit vielen anderen Bewerbern gesprochen hat und diese
ohne Ausnahme davon redeten von welchen Nazi-Organisationen sie verfolgt wurden,
fragt er den jungen Springer: „Na und wer hat Sie verfolgt?“ verschmitzt
lächelnd und mit frischem, frechem Charme antwortet er nur: „Och mich haben
eigentlich nur die Frauen verfolgt.“
Mit einerseits lustigen und andererseits nachdenklichen
Anekdoten beschreibt Tilmann Jens das Leben des Axel Cäsar Springers in seinem
neuen Buch. Er erwähnt nicht nur die Jugend des Frauenschwarms und Charmeurs,
sondern entwirft mit Hilfe vieler Aussagen von Befürwortern und Gegnern
Springers, sein ganzes Leben, sein Lieben und sein Unternehmen. Der Astrologie-Anhänger
Springer, der sich nicht immer seines Handelns sicher war und oftmals nur in
den Sternen Antworten finden konnte, war ein höchst zerrissener Mann. Dieser
einfühlsame Verleger, den Depressionen plagten, dem jede Kritik zu Herzen ging
und der seinen eigenen Sohn zu Grabe tragen musste, hatte ein hartes Leben,
welches sich der Schürzenjäger Springer nur durch die Anerkennung und Zuneigung
vieler Frauen versüßen konnte. Der fünfmalige Ehemann war nie lange allein, und
doch hatte er nie den Glauben an die einzig wahre Liebe verloren, die er 1978
in seiner Friede endlich gefunden zu haben glaubte. Auch nach seinem Tod findet
sie nur gute Worte für den einstmals mächtigen Mann, der von seinen eigenen
Schwächen geplagt wurde. Sie leitet heute sein Vermächtnis in seinem Sinne
weiter. Eine einmalige Frau, die diesen auch mal untreuen Mann durch Höhen und
Tiefen beistand und ihm ihre bedingungslose Liebe schenkte, noch über den Tod
hinaus. Auch der Autor Tilmann Jens beschreibt die weiteren Erlebnisse
Springers im Himmel weiter. In dieser Welt ohne Sorgen, ohne Schmerzen, ohne
Zweifel, trifft Axel auf seinen ehemaligen Kontrahenten Rudi Dutschke. Geradezu
himmlisch ist auch ihre Versöhnung, doch zugleich bittersüß, da sie erst in
diesem Leben nach dem Tod stattfinden konnte. Zu Lebzeiten hatten sich die
beiden so viel Unrecht getan hatten, weil sie sich gegenseitig gar nicht richtig
verstanden hatten. Doch im Paradies sehen sie klar und können über alte Gefühle
hinwegschauen und sich über die Ereignisse in der Welt der Lebenden freuen.
Denn seit beide gestorben sind hat sich ein gemeinsamer Traum erfüllt, den sie
aus dem Himmel miterleben durften: Die Wiedervereinigung Deutschlands. Das hat
die ehemaligen Feinde zusammengeschweißt
Jens schreibt humorvoll, aber auch sachlich in seiner
Biographie über den einstigen Medienmogul. Durch seine Formulierungen lernen
wir Axel Cäsar Springer von einer ganz anderen Seite kennen, die uns hilft auch
die heutige Linie seiner Zeitungen und Zeitschriften nachzuvollziehen. Das
richtige Buch für lange Fahrten und kleine Ausflüge: Tilmann Jens „Axel Cäsar
Springer – Ein deutsches Feinbild“, mit freundschaftlichen Zügen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen