Sonntag, 1. Juli 2012

In Gedenken an den mehrfach verheirateten ewigen Junggesellen


Axel Springer wird 100 und Tilmann Jens hat ihm mit seinem Buch „Axel Cäsar Springer – Ein deutsches Feindbild“ erneut eine Biographie gewidmet.

Der zweite Weltkrieg ist vorbei. Der junge Axel Cäsar Springer bewirbt sich bei dem  britischen Gouverneur, um die lang ersehnte Drucklizenz zu bekommen. Nachdem der Gouverneur allerdings mit vielen anderen Bewerbern gesprochen hat und diese ohne Ausnahme davon redeten von welchen Nazi-Organisationen sie verfolgt wurden, fragt er den jungen Springer: „Na und wer hat Sie verfolgt?“ verschmitzt lächelnd und mit frischem, frechem Charme antwortet er nur: „Och mich haben eigentlich nur die Frauen verfolgt.“

Mit einerseits lustigen und andererseits nachdenklichen Anekdoten beschreibt Tilmann Jens das Leben des Axel Cäsar Springers in seinem neuen Buch. Er erwähnt nicht nur die Jugend des Frauenschwarms und Charmeurs, sondern entwirft mit Hilfe vieler Aussagen von Befürwortern und Gegnern Springers, sein ganzes Leben, sein Lieben und sein Unternehmen. Der Astrologie-Anhänger Springer, der sich nicht immer seines Handelns sicher war und oftmals nur in den Sternen Antworten finden konnte, war ein höchst zerrissener Mann. Dieser einfühlsame Verleger, den Depressionen plagten, dem jede Kritik zu Herzen ging und der seinen eigenen Sohn zu Grabe tragen musste, hatte ein hartes Leben, welches sich der Schürzenjäger Springer nur durch die Anerkennung und Zuneigung vieler Frauen versüßen konnte. Der fünfmalige Ehemann war nie lange allein, und doch hatte er nie den Glauben an die einzig wahre Liebe verloren, die er 1978 in seiner Friede endlich gefunden zu haben glaubte. Auch nach seinem Tod findet sie nur gute Worte für den einstmals mächtigen Mann, der von seinen eigenen Schwächen geplagt wurde. Sie leitet heute sein Vermächtnis in seinem Sinne weiter. Eine einmalige Frau, die diesen auch mal untreuen Mann durch Höhen und Tiefen beistand und ihm ihre bedingungslose Liebe schenkte, noch über den Tod hinaus. Auch der Autor Tilmann Jens beschreibt die weiteren Erlebnisse Springers im Himmel weiter. In dieser Welt ohne Sorgen, ohne Schmerzen, ohne Zweifel, trifft Axel auf seinen ehemaligen Kontrahenten Rudi Dutschke. Geradezu himmlisch ist auch ihre Versöhnung, doch zugleich bittersüß, da sie erst in diesem Leben nach dem Tod stattfinden konnte. Zu Lebzeiten hatten sich die beiden so viel Unrecht getan hatten, weil sie sich gegenseitig gar nicht richtig verstanden hatten. Doch im Paradies sehen sie klar und können über alte Gefühle hinwegschauen und sich über die Ereignisse in der Welt der Lebenden freuen. Denn seit beide gestorben sind hat sich ein gemeinsamer Traum erfüllt, den sie aus dem Himmel miterleben durften: Die Wiedervereinigung Deutschlands. Das hat die ehemaligen Feinde zusammengeschweißt  
Jens schreibt humorvoll, aber auch sachlich in seiner Biographie über den einstigen Medienmogul. Durch seine Formulierungen lernen wir Axel Cäsar Springer von einer ganz anderen Seite kennen, die uns hilft auch die heutige Linie seiner Zeitungen und Zeitschriften nachzuvollziehen. Das richtige Buch für lange Fahrten und kleine Ausflüge: Tilmann Jens „Axel Cäsar Springer – Ein deutsches Feinbild“, mit freundschaftlichen Zügen.

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